Geschichte in Beton –
Teil der ,Staatsgrenze West’
steht in Fritzlar

Schwalm-Eder. Ein Stück Geschichte gibt es auf dem Berliner Platz in Fritzlar zu entdecken: „50 Jahre Mauerbau.“

1948 – im Jahr der Berliner Blockade fällt dem Fritzlarer Flugplatz eine besondere Rolle zu. Es gibt nur noch wenige intakte Flugplätze in Deutschland, Fritzlar besitzt einen davon. Er wird deshalb als so genannter „Notfall-Flugplatz“ für die Versorgungsflüge nach Berlin genutzt. Leider deutet heute kein Hinweis mehr auf dieses für den Flugplatz Fritzlar geschichtlich bedeutsame Ereignis hin.

Meilenstein (li.) und Mauerrest (re.) auf dem Berliner Platz. Fotos: Dr. Skubella, kk

1961 – eine Partnerschaft zwischen dem Kreis Fritzlar-Homberg und dem Berliner Bezirk Tiergarten wird eingegangen. Sie soll dazu beitragen, Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Schulen des Kreises und Jugendlichen des Berliner Bezirks Tiergarten ermöglichen. Aber auch zahlreiche wirtschaftliche Kontakte zwischen den verschiedenen Betrieben der beiden Regionen sollen geknüpft werden und einen ökonomischen Nutzen bringen.
1968 – die Welt ist geteilt, Ost und West sind im Kalten Krieg, die Grenze teilt Deutschland und Berlin. Am 6. Oktober wird in Fritzlar der bis dahin „Rondell“ genannte Platz in „Berliner Platz“ umbenannt und ein Meilenstein mit dem Berliner Bären enthüllt. Der Festakt soll die Verbundenheit Fritzlars mit der geteilten Hauptstadt dokumentieren. Dass der Berliner Platz bereits in den 60iger Jahren so heißt, hat wohl mit der Partnerschaft zu tun.
1989 – die Welt hat sich dramatisch verändert, die Teilung ist überwunden. Die Mauer in Berlin wird abgebrochen. Der Vorsitzende des Kulturvereins, Dr. Ulrich Skubella, erfährt davon, dass ein Oberstleutnant der Bundeswehr, der Abbrucharbeiten im Grenzbereich Pankow überwachte, die Idee hatte, einige Mauerteile in seinen Wohnort Blomberg schaffen zu lassen. Diese Teile, deren Größe ca. 2,70 m x 1,30 m messen, sollten für einen guten Zweck verkauft werden.  Der Kulturverein erwirbt ein  Stück Berliner Mauer, das im Einvernehmen mit der Stadt Fritzlar durch den Bauunternehmer Adolf Popp auf dem Berliner Platz aufgestellt wird. Der Kulturverein trägt die Kosten in Höhe von 2.500 D-Mark.
Zusammen mit dem Meilenstein von 1968 spiegelt es bis heute die jüngste deutsche G eschichte wider: Die überwundene Teilung! Auf einer Plakette, die der Kulturverein anbringen lässt, steht: „Ein Stück von der Mauer, die Deutsche von Deutschen trennte“.
1992 – Der Mauerrest wird am 3. Oktober, dem zweiten Tag der deutschen Einheit, der Öffentlichkeit übergeben.
2011 – die Extra Tip Entdeckertage zeigen: Man muss nicht bis nach Berlin reisen; Deutsche Geschichte ist vor der eigenen Haustür erlebbar.

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Quelle: Heimat Nachrichten

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