Kleiner Bär mit großer Geschichte

Täglich fahren hunderte von Autos an dem Berlin-Meilenstein auf dem Mittelstreifen der gleichnamigen Langener Allee in Höhe des Forstrings vorbei. Das kleine Denkmal in Oberlinden erinnert an die Zeiten des Ost-West-Konfliktes und an die Freundschaft mit einer ganz besonderen Stadt.

Solidarisch mit der Stadt des Bären. Langens Bürgermeister Wilhelm Umbach(links) begrüßte am 13. August 1963 seinen Ehrengast Ernst Liesegang, Bezirksbürgermeister von Berlin-Spandau. Foto: Stadtarchiv

Drollig reckt ein Bär seine Nase in die Höhe, darunter steht der Schriftzug „Berlin“. Das Relief schmückt eine gut 1,2 Meter hohe Betonplatte. So putzig das Bärenbild heute anzusehen ist, einst war es ein regelrechtes Politikum vor dem Hintergrund des Berliner Mauerbaus. Der jährte sich bei der Einweihung des langener Meilensteins am 13. August 1963 zum zweiten Mal. Es waren aufgewühlte Zeiten. Anfang des Monats war ein Mann im Harz an der „Zonengrenze“ vor den Augen von Urlaubern erschossen worden. Während die DDR ihren sogenannten Schutzstreifen an der Berliner Mauer ausbaute, reiste US-Präsident John F. Kennedy im Juni in die geteilte Stadt und hielt seine Rede mit den berühmten Worten „Ich bin ein Berliner“.

Zur Einweihungsfeier des Meilensteins in Langen war Spandaus Bezirksbürgermeister Ernst Liesegang angereist, der zusammen mit dem damaligen Stadtoberhaupt Wilhelm Umbach das Denkmal enthüllte. Es war ein hochsymbolischer Akt, die Feuerwehr sperrte mit ihrer Flagge die Straße und an Masten hingen sowohl die Fahnen von Berlin als auch von Langen. Anwesend waren Bundestagsabgeordnete, ein Regierungspräsident sowie der Landrat. 50 Sängerinnen und Sänger der Gesangsvereine Liederkranz, Frohsinn, der SSG sowie der TV Spielmannszug begleiteten die Veranstaltung. Liesegang sagte in seiner Rede: „Ihr Entschluss, die Einweihung des Berlin-Meilensteins am 13. August stattfinden zu lassen, ist für uns Berliner nicht nur ein sichtbarer Beweis der Verbundenheit mit der deutschen Hauptstadt, sondern auch ein Zeichen dafür, dass dieser Tag für die Bürger mehr bedeutet als ein Lippenbekenntnis.“ Der Bezirksbürgermeister geißelte nicht nur das Ulbricht-Regime, das den Ostsektor Berlins und die Zone in ein einziges „Konzentrationslager“ verwandelt habe. Er beschrieb seinen Langener Zuhörern auch den Alltag in Berlin und lud sie zum Besuch ein. Der Meilenstein solle stets daran erinnern, dass der Weg dorthin nicht allzu weit und die Langener jederzeit willkommen seien.

Seit Mitte der 50er Jahre gab es viele deutsche Städte, die auf diese Art ihre Solidarität mit Berlin bekundeten. Dahinter stand der Verleger Gerd Bucerius, damals Berlin-Beauftragter der Bundesregierung. Er regte an, dass auf den Autobahnen alle 100 Kilometer solche Steine stehen sollten. Manche landeten nach der Deutschen Einheit im Depot, einige Städte haben das Beton-Kunstwerk als historisches Symbol wiederentdeckt. Das Motiv stammt von der Berliner Künstlerin Reneé Sintenis. Die Bildhauerin und Grafikerin hat unter anderem das Vorbild für die goldenen Bären geschaffen, die alljährlich auf der Berlinale verliehen werden.

Warum erhielt aber gerade Langen einen Meilenstein? Einen Hinweis gab Bürgermeister Wilhelm Umbach in seiner damaligen Rede. Er sagte: „Langen hat Berlin und der Zone

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