Die vom Berlin-Bauftragten Gerd Bucerius geäußerte Absicht, von 1954 an alle 500 km einen
Kilometerstein auf den Autobahnen mit dem Berliner Bären zu errichten, wurde bald zugunsten
einer vom Bund der Berliner und Freunde Berlins (BdB, gegründet 1951) geförderten Initiative
erweitert, dessen Ortsvereine bis 1998 (der Auflösung des Bundesverbandes des BdB) in über
150 Städten der BRD vertreten waren.
Der BdB hatte sich zur Aufgabe gesetzt, das Interesse und die Erinnerung an Berlin wachzuhalten.
Bucerius, der die Berliner-Killometersteine mit dem Bären der Berliner Bildhauerin Renée
Sintenis (1888-1965) erfunden hatte (s. Ralf Dahrendorf, Gerd Bucerius und seine Zeit, S.
132), konnte diese - finanziert aus Bundesmitteln - den Städten zur Verfügung stellen,
die Berliner Steine aufstellen wollten.
In Zusammenarbeit mit dem Berliner Senat, der zur Einweihung Repräsentanten in die Städte
entsandte, den Gemeinden und den Ortsvereinen des BdB wurden so bis in die 80er Jahre hinein
über 100 solcher Berlin-Kilometersteine in der BRD aufgestellt. Der 100. Berliner Bär wurde
1985 in Bad Vilbel am historischen Alten Rathaus eingeweiht. Mein Vater, Ernst Damm, damals
Stdatverordneter von Bad Vilbel und von1954 bis 1988 im Referat "Berlin-Werbung" des BdB
aktiv, hatte die Errichtung dieses Berliner Bären angeregt und mit verwirklicht. 2005
wurde das Alte Rathaus in Bad Vilbel restauriert. Nach der Restaurierung des Alten Rathauses war der Berliner Bär
verschwunden. Nachforschungen und Anfragen nach dem Verbleib dieses "Bären"
blieben über 5 Jahre lang ergebnislos, bis eine gemeinsame Aktion dieser
Initiative und der Bad Vilbeler Lokalpresse (siehe Bad Vilbeler Anzeiger vom
4.11.2010) endlich Erfolg zeitigte: Im November 2010 konnte der Granitstein mit der Aufschrift "Berlin 560 km"
auf dem Bauhof der Stadt wieder aufgefunden werden. Nach aufwendiger Vorbereitung des Vorplatzes wurde er an
der alten Stelle, Marktplatz 5 wieder aufgestellt.
Wie an vielen anderen Orten der BRD nach der Wende ist hier ein Gedenkstein beseitigt worden,
der an die Zeit des kalten Krieges und an eine der vielen Initiativen zur friedlichen
Wiedervereinigung Deutschlands erinnert hat.
Eine Auflistung der vorhandenen, besonders aber der verschwundenen Berliner Kilometersteine
wäre ein Beitrag zur konstruktiven, praktischen und kritischen Beschäftigung mit der
Geschichte Deutschlands.
Ein Bild des Sintenis Bären in Berlin (Laurinsteig, vor der Reneé-Sintenis-Grundschule,
Grünanlage , Renée Sintenis, Berliner Bär, 1957, Kunststein) finden Sie hier.
Straßenkulturgut
Rundverfügung an alle Landesstraßenbauämter und Straßenneubauämter (04.04.1973)
„(...) Da diese Meilensteine zu dem wenigen Kulturgut an den Straßen gehört, wäre ich dankbar, wenn die Landesstraßenbauämter sich der Pflege und Erhaltung dieser Steine besonders annehmen und ihre Zahl und Standorte erfassen würden (...).“
Pressestimmen
Kleiner Bär mit großer Geschichte – Täglich fahren hunderte von Autos an dem Berlin-Meilenstein auf dem Mittelstreifen der gleichnamigen Langener Allee in Höhe des Forstrings vorbei. weiterlesen >>